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Als das Stadttheater Louny (Laun) in den Jahren 2001–2003 rekonstruiert wurde, ging der eiserne Vorhang von 1963 verloren. Gestaltet hatte diesen Vorhang Zdeněk Sýkora, der heute nicht nur als eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten der tschechischen bildenden Kunst gilt, auch im internationalen Maßstab genießt er das Ansehen eines bedeutenden Vertreters der Gegenwartskunst. An der Gestaltung des Vorhangs war auch sein Freund, der Maler Vladislav Mirvald, beteiligt, dessen Bedeutung, ebenso wie die Zdeněk Sýkoras, über die Grenzen seiner Heimat hinausreichte. Der Vorhang hatte beachtliche Ausmaße — 7,8 × 5,8 Meter —, wodurch ein Kunstdiebstahl wohl ausgeschlossen ist. Vielmehr dürften Unkenntnis und Gleichgültigkeit der Hintergrund gewesen sein; der Vorhang endete höchstwahrscheinlich auf dem Schrott.
Der Beginn der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat sich denen, die in dieser Zeit ihre Jugend verbrachten, tief eingeprägt. Obwohl die kommunistische Partei nach wie vor ihr Machtmonopol wahrte, gehörten die Grauen der fünfziger Jahre der Vergangenheit an. Im kulturellen Bereich war plötzlich möglich, woran man früher nicht zu denken gewagt hatte. 1963 war das Theater „Semafor“ Jiří Suchýs und Jiří Šlitrs schon vier Jahre alt, und Petr Janda gründete die Band „Olympic“. Auch eine neue Welle des tschechischen Films nahm in dieser Zeit ihren Anfang: Forman drehte die Filme „Das Vorsingen“ (Konkurs) und „Der schwarze Peter“ (Černý Petr). Die Prager standen Schlange nach Karten für Krejčas Theater „Za branou“und Radoks „Laterna magika“. In der Literaturszene sorgten die Bücher Josef Škvoreckýs und Bohumil Hrabals für Aufsehen. Im Rundfunk wurden zwar nach wie vor Aufbaulieder gesendet, es waren aber auch schon Matuška, Pilarová und Gott zu hören.
Interessante Dinge ereigneten sich aber auch im Bereich der bildenden Kunst. Wichtig war die Weltausstellung 1958 in Brüssel, bei der die tschechoslowakische Ausstellung bedeutende Preise erhielt. Der Teil der Kunstszene, der an der Ausstellung beteiligt war, erhielt nach langer Zeit wieder die Möglichkeit, sich mit der aktuellen internationalen Kultur auseinanderzusetzen. Noch in den fünfziger Jahren entstanden die Künstlergruppen „Máj“ und „Trasa“, denen Anfang der sechziger Jahre weitere Gruppen folgten. Sie bekannten sich zu den Traditionen der tschechischen Moderne und suchten nach neuen künstlerischen Wegen. Ein wichtiger Meilenstein war die Ausstellung der Gruppe UB 12, zu der Adriena Šimotová, Václav Boštík, Stanislav Kolíbal und viele andere gehörten, 1962 in Prag. Die modernen Trends wurden ab dem Beginn der sechziger Jahre auch von den Zeitschriften „Bildende Kunst“ (Výtvarné umění) und „Künstlerische Arbeit“ (Výtvarná práce) vermittelt. Informationen über neue Kunstrichtungen verbreiteten sich aber auch informell, insbesondere in den Kreisen um Jan Kotík und Jiří Kolář. Und gerade die Tatsache, dass zu Kolářs Tischgesellschaft im Prager Café „Slavia“ auch die Künstler aus Louny gehörten, war für ihre Entwicklung überaus wichtig, unter anderem auch, weil sie 1963 zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Křižovatka“ (Kreuzung) gehörten.
Louny war damals anders als heute. Vor allem standen die beiden historischen Vorstädte noch. Vor allem die Saazer Vorstadt mit ihren engen, gewundenen Gassen, barocken Höfen, Wirtschaftsgebäuden und Wohnhäusern mit Dreiecksgiebeln hatte sich ihre alte Patina erhalten. Die Stadt war klein, sie hatte nur etwas mehr als zwölftausend Einwohner. Trotzdem wurde sie ab 1960 zum Verwaltungszentrum des neuen Kreises Louny, an den Žatec und Umgebung und das weit entfernte Podbořany angeschlossen wurden. Wenn man zumindest annähernd ein Gefühl für die damalige Atmosphäre in Louny bekommen will, kann man den Schwarz-Weiß-Fotoband von der Stadt und ihrer Umgebung zur Hand nehmen, der sie auf Aufnahmen Vladislav Mirvalds zeigt. Das Buch wurde 1965 von der Stadt herausgegeben.
Wenn die sechziger Jahre mitunter als goldene Jahre der tschechischen Kultur bezeichnet werden, so gilt dies für Louny um so mehr. Die treibende Kraft des kulturellen Lebens in der Stadt war der Ästhet Josef Hlaváček, der im städtischen Kulturhaus angestellt war. Er war bei allen wichtigen Ereignissen dabei: bei der Gründung des Klubs der Kunstfreunde, des Filmklubs und der Volkshochschule, an der z. B. Václav Havel, Vojtěch Jasný und František Vláčil Gastvorlesungen hielten. Das Laientheater Louny wagte sich unter der Leitung Václav Šlajchers sogar an Ionesco heran. Zum weiteren Kreis der Intellektuellen aus Louny gehörten auch der Dichter Emil Juliš, die Komponisten Zdeněk Šesták und František Chaun, der Bibliothekar Jiří Jedlička, der Archivar Bořivoj Lůžek, der Kunsthistoriker Jan Sekera, der Bühnenbildner Miroslav Melena, der Kinobetreiber Jan Jíra und die Kulturorganisatoren Dušan Vosyka und Jan Suchý. Ein großer Teil von ihnen konnte sich im jeweiligen Fach auch im nationalen Maßstab durchsetzen.
Legendär wurde Louny aber vor allem auf dem Gebiet der bildenden Kunst. Es lebten und arbeiteten hier drei Künstler, die inzwischen in der Geschichte der tschechischen Malerei einen festen Platz einnehmen: Kamil Linhart, Vladislav Mirvald und Zdeněk Sýkora. Nicht vergessen werden sollten auch der damalige Museumsdirektor und Bildhauer Josef Šimůnek und der eine Generation jüngere Maler Václav Jíra, der damals gerade begann, seine kinetischen Objekte zu entwickeln. Während Linhart sein Augenmerk eher nach Prag und Litvínov richtete, wurde das umfangreiche pädagogische Wirken Sýkoras und Mirvalds in Louny bis heute nicht adäquat gewürdigt. Mirvald lehrte Kunsterziehung und darstellende Geometrie am dortigen Gymnasium. Nicht nur in Fachzirkeln, sondern auch im Rahmen des Pflichtfachs vermittelte er seinen Schülern die Grundlagen der künstlerischen Arbeit und führte sie in die Prinzipien der modernen Malerei ein.
Den Mittelpunkt des beruflichen Lebens Zdeněk Sýkoras bildeten die Pädagogische und die Philosophische Fakultät der Karlsuniversität, wo er 1966 zum Dozenten im Fach Malerei ernannt wurde. Sýkora malte mit Vorliebe im Freien und umgab sich gern mit jungen Menschen. Deshalb übernahm er die Leitung des 1960 gegründeten Malzirkels in seiner Heimatstadt Louny. Zusammen mit den Mitgliedern des Zirkels malte er an den Wochenenden auch selbst, vor allem Motive an der Eger und die Landschaft südlich von Louny; während der Woche lehrte er dann im Atelier die Grundlagen des Zeichnens und anderer Techniken und hielt Vorträge über Kunstgeschichte.
So erscheint es nur logisch, dass in einer Stadt mit einem solchen kulturellen Hintergrund eine Galerie entstand. Ihr erster Direktor, Jan Sekera, erinnert sich noch daran, dass den unmittelbaren Anstoß zu ihrer Gründung einer der Prager Künstler oder Kunstkritiker gegeben hatte, die regelmäßig nach Louny kamen. Organisatorisch wurde der Gedanke von Josef Šimůnek aufgenommen, der 1963 unter dem Dach des Museums eine Galeriesektion gründete. Seine erste Unternehmung war im Jahr 1964 eine Ausstellung mit Collagen von Jiří Kolář, mit dem die Mitglieder des Malzirkels Louny in freundschaftlichem Kontakt standen. Das Akquisitionsprogramm der Galerie, die am 1. März 1966 selbständig wurde und nach dem Architekten der Launer St. Nikolauskirche, Benedikt Rejt, benannt wurde, war zunehmend auf die abstrakte und konstruktivistische Linie der tschechischen modernen Malerei ausgerichtet.
Eine wichtige kulturelle Institution der Stadt war das Theater, das 1950 eröffnet wurde. Es wurden dort Gastspiele aufgeführt, Klassikkonzerte veranstaltet und es traten dort die örtlichen Laienschauspieler auf, die im Tyl-Verein organisiert waren. 1962 beschloss man, den eisernen Vorhang des Theaters zu verschönern. Über die Umstände, wie es zu diesem Auftrag kam und wie er vergeben wurde, liegen leider keine Aufzeichnungen vor. Die schriftlichen Unterlagen des Fučík-Theaters aus den sechziger Jahren sind nicht erhalten und in den Protokollen des Stadtrats wird der Vorhang mit keinem Wort erwähnt. Sicher ist nur, dass mit der Ausgestaltung des Vorhangs Zdeněk Sýkora beauftragt wurde, der seinen Freund Vladislav Mirvald einlud, mit ihm an diesem Auftrag zusammenzuarbeiten.
Der damals 42-jährige Sýkora hatte zu dieser Zeit bereits eine interessante Entwicklung hinter sich. Nach seinen surrealistischen und kubistischen Anfängen in den vierziger Jahren entschied er sich Anfang der fünfziger Jahre zusammen mit Vladislav Mirvald für das Naturstudium, und sie verbrachten dann ein ganzes Jahrzehnt lang gemeinsam viele Stunden beim Malen im Freien, vor allem in der Umgebung von Louny. Ihr Schaffen stand im Zeichen der realistischen Landschaftsmalerei mit postimpressionistischen Zügen. Allmählich stand in ihren Bildern aber nicht mehr die Abbildung der Wirklichkeit im Vordergrund, der Schwerpunkt lag mehr und mehr auf den farblichen Beziehungen. Für die künstlerische Entwicklung Zdeněk Sýkoras war dann die Begegnung mit der Matisse-Sammlung in der Eremitage im Jahr 1959 von Bedeutung. Gleich nach seiner Rückkehr begann er, den Zyklus „Gärten“ zu malen — Bilder, die aus Farbsprenkeln zusammengesetzt sind. Sýkora sagte in einem Interview, er habe in dieser Zeit zwei Dinge verstanden: die Farbe und die Linie als konstruktives Instrument und Ausdrucksmittel und gleichzeitig die Gesetzmäßigkeit der Beziehung zwischen den einzelnen Farben. Circa ab 1960 ist bei ihm eine Geometrisierung der Farbsprenkel zu beobachten. Dahinter steht das Bemühen, alles Subjektive auszuschließen, und gleichzeitig die Suche nach einer objektiven Ordnung. Im Jahr 1961 entstehen geometrische Kompositionen aus farbigen Vielecken, meist auf dunklem Hintergrund.
Eine Schlüsselrolle für Sýkoras Entwicklung spielte das Jahr 1962, zufällig genau das Jahr, in dem er den Auftrag für die Gestaltung des Launer Theatervorhangs erhielt. Damals lernte er das „Pädagogische Skizzenbuch“ Paul Klees kennen, in dem ihn die Passagen über die allgemeinen Eigenschaften von Strukturen fesselten. Und im selben Jahr begann er, in seinem Atelier, das sich noch in der Husova-Straße befand, an seiner „Grauen Struktur“ zu arbeiten, die am Anfang einer ganzen Serie von Strukturen stand. Das kombinatorische Prinzip, das Sýkora seinen Strukturen als Methode zugrundelegte, ermöglichte ihre Variierung in Form und Farbe. Und weil er unablässig auf der Suche nach einer objektiven Ordnung war, war es nur logisch, dass er früher oder später auch den Computer in sein Schaffen einbezog. Von den Strukturen gelangte er dann, nach etwa zehn Jahren, zu den Linien, bei denen nun die Zufälligkeit als grundlegendes Gestaltungsprinzip die Oberhand gewann. Sýkoras Strukturen und Linien fanden ihren Weg in viele ausländische Sammlungen und Museen, und vor allem mit den Linien eroberte er sich die Position eines originellen Künstlers von internationalem Rang.
Der Auftrag für die Gestaltung des Theatervorhangs kam also in einer Zeit, in der Zdeněk Sýkora die Form seines künstlerischen Ausdrucks vollkommen veränderte. Der Theatervorhang war aber nicht der erste Auftrag für die Ausgestaltung eines öffentlichen Raums in Louny. In den Jahren 1958–1959 wurde das Hotel „Union“ rekonstruiert. Drei Künstler aus Louny — der Bildhauer Josef Šimůnek und die Maler Sýkora und Mirvald — entwarfen für den Innenraum ein Sgraffito, ein bemaltes Fenster und eine der Säulen versahen sie mit einem Reliefmosaik. Der Redakteur der Kreiszeitung „Nové Lounsko“ lobte die Arbeit der Künstler und zeigte auf eigentümliche Weise Verständnis für gewisse Anzeichen der Abstraktion: „Die Künstler entzogen sich der banalen Nachahmung der Natur, die einst bei den Bürgern so begehrt war, die eine Darstellung für um so treuer hielten, je mehr sie einer Fotografie glich. Bei solchen Kunstwerken musste sich nämlich das träg gewordene Hirn des Bürgers nicht anstrengen und sie schmeichelten ihm, denn sie verstärkten noch den Hochmut des Halbgebildeten.“
Die zu bemalende Fläche war riesig und die Arbeit am Vorhang musste bis zu einem bestimmten Termin bewältigt werden. Deshalb bat Sýkora seinen langjährigen Freund Vladislav Mirvald um Hilfe. Dieser hatte eine enge Beziehung zum Theater. Schon in den fünfziger Jahren hatte er für das Theater Plakate und für einige Stücke die Dekoration und das Bühnenbild entworfen. Damals war er kurzzeitig als Fachassistent an der Pädagogischen Fakultät in Ústí nad Labem tätig. In der Zeit, in der er am Theatervorhang arbeitete, beschäftigte er sich mit speziellen Maltechniken — es handelte sich vereinfacht ausgedrückt um auf verschiedene Weise angeordnete Tuschetröpfchen, die auf ein angefeuchtetes Blatt Papier aufgebracht wurden, ggf. wurde das noch feuchte Tuschaquarell noch dem Frost ausgesetzt.
Eine kurze Äußerung über die Arbeit an Sýkoras Theatervorhang liegt uns von Vladislav Mirvald persönlich vor. Er berichtete in einem Zeitungsartikel, der 2003 erschienen ist, von den technischen Umständen der Arbeit. Da sich der obere Rand des Vorhangs in großer Höhe befand, musste von einem Gerüst aus gemalt werden. Das war allerdings improvisiert und bestand aus einer zufälligen Ansammlung von Tischen. Einmal sei Sýkora bis in den Orchestergraben gefallen. Zum Glück hatte er sich nicht ernstlich verletzt. Die Atmosphäre des gemeinsamen Malens zeigen mehrere Fotos. Man hatte das Theater für die Künstler wahrscheinlich nicht extra beheizt. Sie tragen dicke Pullover, Wollmütze und Barett. Zumindest dem Presseecho nach scheint der neue Theatervorhang keine größere Aufmerksamkeit geweckt zu haben. In der Kreiszeitung wurde gar nicht darüber geschrieben und der Stadtchronist tat ihn mit zwei Zeilen ab.
Die Gestaltung des Vorhangs kann auf Ende 1962, Anfang 1963 datiert werden. In der Zeit, in der die Künstler daran arbeiteten, konnte vermutlich im Theater nicht gespielt werden. Der Vorhang muss also im Zeitraum zwischen dem 28. Dezember und dem 12. Januar entstanden sein, also nach der letzten Vorstellung im Jahr 1962 und vor der ersten Aufführung im darauffolgenden Jahr. Dass die Arbeiten bis zum 15. Januar 1963 abgeschlossen waren, wird auch durch die Tatsache belegt, dass ein Foto von Sýkora und Mirvald beim Malen des Vorhangs auf der Titelseite der Februarnummer der lokalen Kulturzeitung abgebildet ist. Im Innenteil findet sich jedoch nur die lakonische Meldung, dass das Werk fertiggestellt wurde. Redaktionsschluss der Monatszeitung war nämlich in der Regel bereits Mitte des vorangegangenen Monats.
Das Bemalen des Vorhangs war ein schöpferischer Prozess. Im Archiv Lenka und Zdeněk Sýkoras ist ein Foto mit Sýkoras ursprünglichem Entwurf erhalten, der sich vom fertigen Ergebnis unterscheidet. Übrigens kann man von Glück reden, dass Mirvald den fertigen Vorhang fotografiert und noch dazu in dem schon erwähnten Buch publiziert hat. Hätte er das nicht getan, wäre der Vorhang heute eine bloße Legende.
Zdeněk Sýkora schuf mit diesem Theatervorhang ein monumentales Werk, das bereits im Geiste der geometrischen Abstraktion gestaltet wurde, die für ihn im Laufe der Zeit und später auch für Vladislav Mirvald zum wichtigsten Ausdrucksmittel wurde. Der Vorhang bestand aus sechs Stahlplatten und öffnete sich, indem je drei Platten von der Mitte zur rechten bzw. linken Seite der Bühne gezogen wurden. Da sich dabei die einzelnen Segmente überlappten, ergaben sich für den Vorhang — je nachdem, wie weit er zugezogen war — mehrere kompositorische Varianten. Pavel Kappel beschrieb den Vorhang im Katalog zur Sýkora-Retrospektive in der Stadtbibliothek Prag im Jahr 2010 folgendermaßen: „Es handelt sich um die Komposition eines sehr komplexen Entwurfs, der bereits das strukturelle Verständnis der Fläche vorwegnimmt. Das Format wurde durch ein regelmäßiges Raster unterteilt, dessen Segmente mit schwarzer und weißer Farbe ausgefüllt wurden. Die endgültige Form entstand intuitiv, es ging um die gegenseitige Ausgewogenheit der einzelnen Flächen im Sinne von Positiv – Negativ. Der rational aufgebaute Bildraum und das Prinzip der Wiederholung regten sicherlich zu Erwägungen über eine logischere Vorgehensweise bei der Gesamtkomposition des Bildes an.“
Durch seinen Aufbau bot der Vorhang die Möglichkeit, ihn als autonomes bühnenbildnerisches Element einzusetzen. In seiner Mirvald-Monografie erinnert Tomáš Pospiszyl an die Inszenierung von Čapeks Stück „Die Sache Makropulos“ aus dem Jahr 1965. Das Bühnenbild hatte Mirvald entworfen, der den Vorhang nicht ganz zur Seite ziehen und ihn so mit den Rhomboiden korrespondieren ließ, die das zentrale Element der Bühnengestaltung bildeten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Vorhang öfter auf diese Weise genutzt wurde.
Schon kurz nach der Zerstörung des Vorhangs kam der Gedanke auf, ihn wiederherzustellen. Aufgrund der technischen Gegebenheiten im rekonstruierten Theater kann er aber nicht wieder als funktionelles Element des Bühnenbildes eingesetzt werden. Zur Erinnerung an dieses einzigartige Werk ließ das Theater jedoch ein Foto des Vorhangs im Format 306 x 430 cm drucken, das im Foyer aufgehängt wird. Paradoxerweise wird es dann wohl von den Besuchern mehr wahrgenommen als das Original, dabei war der Vorhang vierzig Jahre lang, die meiste Zeit seiner Existenz, ein Teil des Theaters.
Übersetzung: Angela Lindner
Text über den Vorhang von Zdeněk Sýkora für das Vrchlický-Theater in Louny.
Erschienen im Katalog „Die Geschichte des Vorhangs für das Theater Louny“, Vrchlického divadlo v Lounech, 2011
Originaltitel: Příběh lounské divadelní opony
Autor: Bohumír Roedl, Direktor des Staatlichen Kreisarchivs Louny (Státní okresní archiv v Lounech), 2011
Thema: Werke im öffentlichen Raum