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Linien Nr. 8 – Das Hiršal-Trio, 1978
Öl auf Leinwand, 150 x 150 cm
Eines der Bilder, die das Glück hatten, 1979 zu einer Ausstellung in die Niederlande reisen zu können, war das Bild „Linien Nr. 8 - Das Hiršal-Trio“. Wie bereits der Titel vermuten lässt, geht es auf dieselben Anfänge zurück wie „Das Quintett“. Im Unterschied zu diesem existiert jedoch das „Trio“, das Anfang der achtziger Jahre von einem Schweizer Sammler gekauft wurde, bis heute.
Ich erwähne das Bild aber heute vor allem, weil mit ihm die Erinnerung an Vladimír Pertržilka (28.3.1949 – 20.12.2020), einen Chorleiter und Komponisten aus Louny (Laun), verbunden ist, der den berühmten Launer Chor „Kvítek“ gegründet und viele Jahre geleitet hat.
Es ist allgemein bekannt, dass Zdeněk Sýkora die Musik für die größte unter den Künsten gehalten hat. Wegen ihrer Komplexität, ihrer Abstraktheit und ihrer physischen Wirkung. Schon seit den ersten Linienbildern hegte er den Wunsch, sie in eine musikalische Form zu überführen. Es war übrigens kein Zufall, dass er die Zahlenreihen, auf denen die Parameter für die Linien basieren, „Partituren“ nannte. Bei Interviews wurde oft die Frage gestellt, ob er nie versucht habe, diese Partituren zu vertonen. Er antwortete wiederholt mit der Geschichte, wie er Ende der siebziger Jahre einen damals dreißigjährigen eifrigen Musikwissenschaftler kennenlernte, der in Louny einen Chor gründete und leitete. Vladimír Petržilka sei von der Idee, die Linien zu vertonen, begeistert gewesen und er war davon überzeugt, dass dieses Vorhaben gelingen werde. Für den Anfang wählten sie nur einfache Linien aus – eben jenes „Hiršal-Trio“ – und versuchten, mithilfe menschlicher Stimmen die Zahlenpartitur für dieses Bild in Töne zu überführen. Es zeigte sich jedoch, dass die menschlichen Stimmen ihre Grenzen haben, und vor allem, dass die Musik ihre strengen Regeln und Gesetzmäßigkeiten hat, die mit Sýkoras System unvereinbar waren. Der Weg der direkten Übertragung war unrealistisch, das Experiment wurde beendet. Bei ihren späteren Begegnungen kamen sie aber in Diskussionen auf ihren gemeinsamen Versuch zurück, wobei sie davon überzeugt waren, dass mit den neuen Technologien alles leichter sein müsste. Mittlerweile waren aber beide noch tiefer in ihr jeweiliges Fach vertieft und kehrten nicht zur ihrem gemeinsamen Projekt zurück. Zdeněk Sýkora sprach immer mit Respekt und Anerkennung von dem Werk, das uns Vladimír Petržilka hinterlassen hat.