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Der Ausgangspunkt für die seriell konstruierten Kompositionen Zdeněk Sýkoras liegt im Cézanneschen Vermächtnis der dynamischen Modulationen, aber auch in Matisses Sinn für das visuelle Gleichgewicht und Klees Anregung zur Trennung und Verteilung von Formelementen.
Sein Werk ist in einem gewissen Sinn Psychogramm, Mythos der Selbstgestaltung und Selbstaufopferung, wenn wir uns vergegenwärtigen, in welchem Maße des Künstlers ursprüngliches, in hohem Maße expressives Naturell dem Willen zum präzisen Ausdruck eines persönlichen und kosmischen Gefühls gleichermaßen untergeordnet wird.
Dieser schöpferische Mythos wird vor uns lebendig, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche innere Kraft und Disziplin den potentiellen Expressionisten dazu gebracht haben, einen gewissen technischen Teil seines Komponierens und Konstruierens der Kompetenz eines Computers anzuvertrauen…
Hinzu kommt hier jedoch noch eine sehr wichtige Phase des beabsichtigten Zufalls durch eine im Wesentlichen dadaistische, jedoch sehr sophistische Methode… Und so tritt der Zufall als ungekannte, jedoch begrüßenswerte Ordnung in die Ordnung des Computers und setzt einen Mechanismus in Gang, der in gewisser Weise die Welt der Bildvorstellungen des Künstlers mit der in schwindelerregender Weise funktionierenden Ordnung makrokosmischer Kräfte verknüpft. Das Ergebnis ist ein expressiver Ausdruck, der dem ursprünglichen Naturell des Künstlers entspricht. Dieser gestaltet mit jener überpersönlichen Ordnung eine nie versagende monumentale Polyphonie von Formen, so etwas wie eine kosmische Kalligraphie.
Visuell können wir eigentlich nur einen kleinen, durch das Bildformat begrenzten Ausschnitt wahrnehmen, denn eine Malerei als Komposition ohne traditionelle Maßstäbe setzt sich ja gedanklich über den Rahmen des Bildes hinaus in den Raum als unendliche hypnagogische Wellung fort, als symbolische „kosmische Opfergabe“, die uns jedoch anschließend gerade durch das entschädigt, was wir auf dem Bild konkret und unmittelbar wahrnehmen. Dort erklingt ihr sichtbarer Teil als eine „bildnerische Ode an die Freude“. Das wirkliche Opfer im Rahmen der Initiierung seines Werkes hat der Künstler bereits hinter sich gebracht – und eigentlich leistet er es immer wieder ab: im Schaffensprozess durch seine Askese bei der Wahl einfacher und strikter geometrischen Elemente und Regeln für die Kodierung seines im Wesentlichen robusten bis unersättlich allumfassenden expressiven Selbstausdrucks. Dieser umfasst dann die Kräfte der „großen Mutter Erde“ und vermag sie fast zeitlos zu verbinden mit der geistigen Kraft der Firmamente – fast analog zu den Prinzipien Jin und Jang in der chinesischen Malerei. Die Endgestalt dieser titanischen Umarmug – insbesondere in der letzten Phase von Sýkoras Schaffen – dröhnt trotz der gegenwärtigen uns umgebenden entropischen Ängste unmittelbar wie eine gewaltige Fuge. Wie eine dynamische Gestalt, die für alle Möglichkeiten offen ist.